„Wir leben in einer Zuvielisation. Eine Wegwerfgesellschaft eben: Wegwerfen von Lebensmitteln, von Essen, von Leben.“
Klaus Töpfer, Stellv. Präsident der Welthungerhilfe
„Du bist, was du isst!“ oder „Du bist, was du wegwirfst!“
In jedem Fall sagt unser Umgang mit Lebensmitteln mehr über die Welt von heute aus, als die Fieberkurven der großen Börsen. Im Detail spiegelt sich das Ganze, im Kleinen wird das Große sichtbar: wastecooking denkt global und handelt lokal. Wir beginnen in der Kleinstadt, könnten aber genauso gut in jeder großen Metropole sein. Der Dreck steckt im System und wir sind der feine Sand im Getriebe!
Weil man am Besten immer zuerst mit der eigenen Tonne beginnt, und den Abfall vor der ganz privaten Türe zusammenkehrt, haben wir das Projekt in Salzburg (wastecooking-Gründer David Gross ist hier geboren) gestartet. Was am 1. Mai 2012 hinter einem Salzburger Supermarkt begonnen hat, entwickelt sich schön langsam über die Landesgrenzen hinaus. Im August 2012 haben wir die Salzburg-Staffel so gut wie abgeschlossen, am 17. August stand unsere erste, grosse Aktion in Niederösterreich, im Frequency Art Park auf dem Programm. Ende November kochen wir im Rahmen des Filmfestivals für Menschenrechte „this human world“ in Wien auf. Am 1. Dezember laden wir im Top-Kino in Wien zu einer „Kunst & Kulinarik Aktion“ ein, sammeln in der Nacht Lebensmittel, verkochen sie im Kino und zeigen unsere Web-Episoden auf großer Leinwand. Am 6. Dezember zeigen wir unsere Filme in Krems, am 7. Dezember in Hall in Tirol und am 13. Dezember in Salzburg. Ab 18. Dezember wird wastecooking international und nimmt an der Wanderausstellung „food“ teil, die von Genf über Marseille nach Mailand zieht.
Im Frühjahr 2013 wollen wir „wastecooking-Neu“ realisieren. Unsere Vision ist es, das Projekt auch in internationalen „Müll-Metropolen“ weiter zu führen. Nicht nur die Liebe, auch die Bildung kritischen Bewusstseins geht durch den Magen.
Fakten zur Salzburg-Staffel, die nicht kommentiert werden müssen:
Quelle: Land Salzburg, Umweltressort .
Quelle: „Die Essensvernichter“ : Stefan Kreutzberger, Valentin Thurn.
Zusammenhänge
In der Generation meiner Großeltern existiert er noch, der Respekt vor Lebensmitteln. Wer im Krieg den Hunger erlebt hat, wirft kein Essen leichtfertig fort. In der Wegwerfgesellschaft ist das Entsorgen von Lebensmitteln zur Regel geworden.
Der Verlust an Wertschätzung geht Hand ind Hand mit einem Verlust an Qualität. Wir wollen billiges Essen, und es soll genug davon produziert werden.
Verschwendet wird überall. Auf dem langen Weg vom Feld auf den Teller gehen ein Drittel bis die Hälfte aller Lebensmittel verloren. Am Acker bleiben Nahrungsmittel liegen, beim Transport und bei der Lagerung verderben sie, in den Märkten werden sie aussortiert und in unseren Kühlschränken vergammeln auch nicht unwesentliche Mengen.
Unsere Verschwendung verschärft anderswo auf der Welt das Hungerproblem. Die Handelspreise für Getreide wie Weizen, Mais und Reis werden heute von Spekulationen an den Börsen bestimmt. Höhere Nachfrage, auch wenn sie letztendlich in der Mülltonne landet, bedeutet höhere Preise auf dem Weltmarkt. Das bedeutet aber nicht automatisch mehr Einkommen für die Bauern in Entwicklungsländern. Menschen in ärmeren Ländern können sich kaum mehr Grundnahrungsmittel leisten. Exporte unserer Überschusswaren zerstören die dortigen Märkte.
Hauptverantwortlich für die Überproduktion sind die multinational agierenden Konzerne der Agrarwirtschacht. Die vier größten Konzerne dominieren zwei Drittel des globalen Handels mit Agrarrohstoffen. Sie kaufen Weizen in Australien, mahlen ihn zu Mehl und verkaufen ihn nach Amerika. Sie bauen Soja in Brasilien an und verschiffen ihn um die ganze Welt. Millionen Bauern hängen von ihnen ab, Raubbau an der Natur und Wegwerfmentalität sind ihre Markenzeichen. Diese Agrarkonzerne sind die größten Verursacher der Essensvernichtung, die Lebensmittelindustrie und der Handel ihre willigen Helfer, die Verbraucher die nützlichen „Idioten“.
Quelle: „Die Essensvernichter“ : Stefan Kreutzberger, Valentin Thurn.
Alternativen
„Reduce, redistribute, recycle!“ Lebensmittel-„Abfälle“ reduzieren, umverteilen, wiederaufbereiten. Das ist die Zauberformel.
Die Verschwendung ist nicht nur ein ethisches Thema, sondern auch ein ökonomisches und ein ökologisches Problem. Viel Geld und Energie könnte eingespart werden, indem ein nachhaltiges System der Nahrungsmittelproduktion gefördert wird, das auf lokalen Landwirtschaften und intelligentem Konsum beruht.
Auf der einen Seite stehen politische Forderungen, die ganz konkret sind. Das sind die Abschaffung von Nahrungsmittelspekulationen, das Verbot des Exportes von Lebensmittelresten in Entwicklungsländer und der Stopp von Agrarsubventionen, die nur zur Überproduktion verleiten. Eingeführt werden sollte eine „Lebensmittel-Müll-Steuer“ für Nahrungsmittelhersteller und –händler, die essbare Ware wegwerfen.
Auf der anderen Seite steht ein Punkt, der aus unserer Sicht, der wichtigste ist.
Es geht um Bewusstseinsbildung. Eine Veränderung der herrschenden Verhältnisse ist nur möglich, wenn sich die Bewegung von unten nach oben vollzieht. Zuerst müssen wir Konsumenten umdenken, unser Verhalten ändern, und daraus konkrete Forderungen an die Gesetzgeber ableiten.
food is culture…don´t waste it, cook it!